Der Horizon Report 2017 Library Edition ist veröffentlicht! #NMCHz

Der Horizon Report 2017 Library Edition wurde heute (23.3.2017) im Rahmen der ACRL-Konferenz in Baltimore vorgestellt und unter der Lizenz CC-BY (creativecommons.org/licenses/by/4.0) veröffentlicht (Download hier). Hier eine Einführung auf Youtube:

Der Bericht weist einige Neuerungen auf, von denen ich zwei gerne hervorheben möchte:

In der Einleitung findet sich ein Überblick über die Themen der drei Berichte von 2014, 2015 und 2017. Es wird dadurch ersichtlich, welches die Dauerbrenner sind (wie das Forschungsdatenmanagement) und welche Trends, Herausforderungen und Technologien neu dabei sind. Neu sind im Bereich der Trends die institutionenübergreifende Zusammenarbeit sowie die NutzerInnen als SchöpferInnen (patrons as creators). Weiterlesen „Der Horizon Report 2017 Library Edition ist veröffentlicht! #NMCHz“

Themen des Horizon Reports 2017 > Library Edition #NMChz

Die Themen für den Horizon Report 2017 > Library Edition sind bekannt! Jetzt können Projekte gemeldet werden! (Meldung auf der Seite des New Media Consortium)

Das internationale Expertengremium hat fleissig diskutiert und die Themen gewichtet. Pro Zeithorizont und Dimension (Trend/Herausforderung/Technologie) wurden je zwei Themen gewählt, die nun für den am 23. März 2017 erscheinenden Horizon Report aufbereitet werden. Die Community ist aufgefordert, für die Themen Beispiele aus der Praxis (Projekte, Initiativen, Services) zu melden. Es ist eine gute Gelegenheit, sich mit innovativen Projekten ins Gespräch zu bringen! Und hier kann man Projekte melden: http://go.nmc.org/projects Weiterlesen „Themen des Horizon Reports 2017 > Library Edition #NMChz“

Horizon Report 2016 Edition Schulen

Die Arbeiten am Horizon Report 2017 Library Edition haben gerade mit der Einladung des Experten-Panels begonnen, der Report soll im März 2017 erscheinen. Doch es erscheinen regelmässig Horizon Reports zu anderen Bereichen, so gerade zu den Schulen (Horizon Report 2016 K-12 Edition). Die Methode ist dieselbe, nur der Fokus liegt auf Grund- und Mittelschulen statt auf Bibliotheken. Die Liste der ermittelten Trends, Herausforderungen und Technologien für Schulen gibt auch interessante Hinweise auf das, was Bibliotheken beschäftigen wird. Erfahrungsgemäss sind die Herausforderungen für das jeweilige Feld ziemlich spezifisch, während die Technologien sehr ähnlich sind und die Trends einige Parallelen aufweisen. Weiterlesen „Horizon Report 2016 Edition Schulen“

Das Veränderungspotential von SLSP

Im Blog des Projekts SLSP* (Swiss Library Service Platform) habe ich einige Gedanken zum Veränderungspotential von SLSP formuliert. Mir scheint es wichtig, dass jetzt, bevor wegweisende Entscheidungen gefällt werden, einige Grundsatzfragen diskutiert und geklärt werden. Es geht dabei um die Fragen, wer in SLSP in welcher Form und in welcher Rolle mitmachen und mitentscheiden wird und welche Aufgaben der zentrale Dienstleister mittelfristig übernehmen soll. Ich plädiere ja schon länger für neue Formen der Zusammenarbeit, und SLSP scheint mir für die Schweizer Bibliothekslandschaft eine einmalige Gelegenheit einen grossen Schritt in diese Richtung zu gehen. Aber man sollte sich der Konsequenzen bewusst sein und offene Fragen jetzt klären. Nur so kann das Projekt erfolgreich sein.

*Da dieses Blog nicht mehr online ist, veröffentliche ich den damaligen Beitrag hier in meinem Blog:

Das Veränderungspotential von SLSP

Im Frühjahr wurde der erste Zwischenbericht zum Projekt Swiss Library Service Platform veröffentlicht, und am 10. Mai fand eine öffentliche Informationsveranstaltung statt. Es wurden der aktuelle Stand des Projekts sowie die Ergebnisse der einzelnen Teilprojekte vorgestellt. Zudem wurden wegweisende Entscheidungen für den Sommer 2016 angekündigt – ein guter Moment, um mit einer Aussenperspektive den Stand der Dinge zu betrachten.

Wobei ich etwas genauer deklarieren möchte, in welcher Verbindung ich zu SLSP stehe: Ich bin Mitglied des sog. Sounding Board (groupe de reflexion).

Ich möchte in diesem Beitrag einige Aspekte ansprechen, von denen ich grössere Auswirkungen auf die Schweizer Bibliothekslandschaft erwarte. Erstaunlicherweise gab es in der Diskussionsrunde an der Informationsveranstaltung kaum kritische Fragen. Erstaunlich deshalb, weil sich die Projektbeteiligten eigentlich bewusst sind, dass mit SLSP einige grosse Veränderungen auf Schweizer Bibliotheken zukommen werden und dass diese nicht überall nur auf Zustimmung stossen werden.

Wer macht mit?

Eine entscheidende Frage lautet, wer sich aktiv am künftigen Betrieb von SLSP beteiligen wird. Im Projekt wurde ein Modell ausgearbeitet, das von (eher wenigen) Partnern ausgeht, welche „in die Plattform investieren und über die strategische Ausrichtung entscheiden“ (Zwischenbericht S.8). Ein zweiter Kreis besteht aus Mitgliedern der Plattform, welche die Plattform mit Grundbeiträgen unterstützen und an der Ausrichtung schon während der Projektphase beteiligt sind. Schliesslich kommen Servicenehmer hinzu, die Dienstleistungen der Plattform nach Abschluss des Projekts gegen Bezahlung in Anspruch nehmen können.

Es ist naheliegend, dass in einem Projekt, das von swissuniversities finanziert wird, der Fokus bei den Mitgliedern dieser Organisation, also den Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen liegt. Dies hat zur Konsequenz, dass sich das Projekt SLSP ganz auf die entsprechenden Bibliotheken konzentriert. Bibliotheken, die nicht zu einer Hochschule gehören, können künftig allenfalls als Kunden Dienstleistungen von SLSP in Anspruch nehmen.

Die Kundengruppen werden in primäre und sekundäre differenziert, wobei die Hochschulbibliotheken zur primärem Kundengruppe gehören. Hier kommen affilierte Bibliotheken hinzu, die heute als wissenschaftliche (aber nicht universitäre) Bibliotheken an einem Bibliotheksverbund (IDS, Rero) beteiligt sind.

Die sekundäre Kundengruppe besteht aus den wissenschaftlichen Bibliotheken, die nicht an einem solchen Verbund beteiligt sind, sowie anderen GLAM-Institutionen. Sie haben kein Mitspracherecht im Projekt und werden auch nicht Partner der künftigen Plattform sein.

SLSP-1

In der Konsequenz müssen sich Kantonsbibliotheken – und auch die Nationalbibliothek – mit einer Zuschauerrolle begnügen. Besonders heikel wird es für Verbünde, an denen auch nicht-wissenschaftliche Bibliotheken beteiligt sind, denn diese sollen gar keine Kunden von SLSP sein.

„An dieser Stelle ist der Hinweis notwendig, dass nicht-wissenschaftliche Bibliotheken wie Schul- und Gemeindebibliotheken bis zur endgültigen Konsolidierung von SLSP keine Kundengruppe von SLSP sind. Dies schliesst nicht aus, dass diese Bibliotheksgruppe zu einem späteren Zeitpunkt definierte Services gegen Kostenübernahme beziehen kann.“ (Zwischenbericht, S.11)

An der Infoveranstaltung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich die heutigen Verbünde um diese Bibliotheken (v.a. Gemeinde- und Schulbibliotheken) kümmern müssen, da sie nicht an SLSP teilnehmen können. Dazu gab es keinen Widerspruch in der Diskussion, aber gerade für den Rero-Verbund dürfte dies nicht unproblematisch sein. Ich gehe davon aus, dass rein technisch die Migration der aktuellen Verbünde 1:1 erfolgen wird. Alles andere scheint mir nicht realistisch. Was geschieht dann mit den nicht-wissenschaftlichen Bibliotheken, die quasi bei der Migration mitgeschwommen sind? Können Sie das System und die Dienstleistungen von SLSP trotzdem nutzen? Oder muss eine Auffanggesellschaft geschaffen werden, um eine Lösung für diese Bibliotheken zu bieten, da sie die Services von SLSP (noch) nicht nutzen können? Ich denke, dass es sinnvoll wäre, die Öffentlichen Bibliotheken als potentielle Kundengruppe (vielleicht als tertiäre Kundengruppe) mitzudenken. Aber auch die Öffentlichen Bibliotheken müssten sich zunächst einmal mit der Perspektive einer vertieften Zusammenarbeit beschäftigen. Das scheint mir heute in der Schweiz noch nicht wirklich der Fall zu sein. Die im Konzept berücksichtigten GLAM-Institutionen scheinen mir da weniger relevant – ausser vielleicht die Bibliotheken von wissenschaftlichen Archiven und Museen.

Etwas anders sieht die Rolle der National- und der Kantonsbibliotheken aus. Ich gehe davon aus, dass man sie auch in SLSP zu den wissenschaftlichen Bibliotheken zählt. Kantonsbibliotheken, die nicht auch Universitätsbibliothek sind (die sog. Studien- und Bildungsbibliotheken), gehören zur sekundären Kundengruppe. Zum Teil betreiben diese Bibliotheken kantonale Verbünde (z.B. St. Gallen, Graubünden, Aargau). Diese Bibliotheken können (und sollten) die Aufbauphase von SLSP nutzen, um 2020 bereit zu sein, um als Kunden von SLSP Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können. Allerdings: es ist schon bemerkenswert, dass die Schweizerische Nationalbibliothek im Projekt und in der künftigen Organisation keine aktive Rolle einnimmt. Das scheint mir aus Sicht einer schweizweiten Bibliotheksplattform ein Fehler.

Wie ist SLSP organisiert?

Im Teilprojekt Organisation und Governance wurden verschiedene Modelle geprüft. Schliesslich hat sich der Lenkungsausschuss für die Variante Aktiengesellschaft entschieden. Im Unterschied zu einer Vereinslösung sind in einer AG die Stimmen nach Höhe des finanziellen Engagements gewichtet. Dies entspricht dem oben genannten Konzept der primären Partner, die die Hauptlast und –verantwortung der Plattform tragen sollen. Dabei haben Erfahrungen in bestehenden Verbünden bestimmt Einfluss auf die Entscheidung gehabt. Die mangelnde Einflussmöglichkeit auf die strategische Entwicklung von Rero hat massgeblich zum Austritt des wichtigen Partners Kanton Waadt aus dem Verbund beigetragen. Dies soll in SLSP nicht geschehen. Überhaupt wird der Weiterentwicklung der Plattform schon heute grosses Gewicht beigemessen. So wurde auch schon ein Innovationskonzept für SLSP entwickelt.

Allerdings ist die Gründung einer Aktiengesellschaft noch mit einigen Unsicherheiten verbunden. Es gibt zwar Erfahrungen im Kontext der kooperativen Speicherbibliothek, doch muss die Machbarkeit einer AG zuerst geklärt werden. Um aber bereits 2017 die Ausschreibung eines gemeinsamen Bibliothekssystems in Angriff nehmen zu können, wird als Übergangslösung ein Verein gegründet.

Was bietet SLSP?

Im entsprechenden Teilprojekt wurde ein umfangreicher Servicekatalog erarbeitet, der grundsätzlich zwischen beim Start notwendigen und optionalen Diensten unterscheidet. Die Basisdienste umfassen weitgehend solche Services, wie man sie von heutigen Verbünden kennt. Diese zu vereinheitlichen und ab 2020 aus einer Hand anbieten zu können, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Auch das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken soll in SLSP integriert werden. Neu hinzu kommt ein zentrales Identity-Management, vermutlich auf der Basis der neuen Swiss-EDU-ID. Entsprechend scheint es sinnvoll, dass weiterführende Angebote erst nach der Konsolidierung in Angriff genommen werden. Hier verbergen sich aber einige Fragen mit Sprengkraft: welche bibliothekarischen Dienstleistungen sollen mittelfristig zentral erarbeitet und angeboten werden? Im Zwischenbericht findet sich folgende Formulierung:

„Ebenso wichtig könnte die Frage werden, ob eine zentrale Serviceplattform bzw. -einrichtung nicht auch normierende Wirkung für eine Vielzahl klassischer Bibliotheksdienstleistungen (Fussnote: Ein Beispiel hierfür wäre etwa eine kooperative Formalkatalogisierung) haben könnte oder haben müsste. Obwohl auch diese Aspekte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht im Fokus der Projektarbeit stehen, sollte man solche Fragen auch im Kontext SLSP nicht aus den Augen verlieren.“ (Zwischenbericht, S.5)

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Abbildung: Serviceportfolio von SLSP (aus der Präsentation an der Infoveranstaltung)

Inhaltlich hat man im Projekt bereits auf die Anforderungen eines zentralen Metadatenmanagements reagiert und eine Arbeitsgruppe Standards und Regelwerke ins Leben gerufen. SLSP wird also eine Vereinheitlichung der Katalogisierungsregeln und –standards mit sich bringen. Weiter werden die heutigen Verbundstrukturen aufgelöst und deren Funktionen an SLSP übertragen. Hier stellt sich die Frage, wie viele Dienstleistungen weiterhin und zusätzlich vor Ort erbracht werden müssen? Und das Personal wird vor der Entscheidung stehen, wer zum neuen Arbeitgeber SLSP wechseln will. Da kommen einige grundlegende Veränderungen schon in der nächsten Projektphase auf die Bibliotheken und ihre Mitarbeitenden zu. Für die Phase nach 2020 könnte dies noch intensiviert werden:

Ich gehe davon aus, dass die Hochschulen von ihren Bibliotheken erwarten werden, dass die Synergiepotenziale genutzt werden. Die hohen Investitionskosten sollen sich durch Kostenreduktion lohnen, dürften die Hochschulleitungen erwarten. Bibliotheken sollten sich also besser schon heute überlegen, welche Routinetätigkeiten mittelfristig besser durch eine zentrale Einrichtung übernommen werden sollen. Es liegt auf der Hand, dass hier Erwerbung, Formal- und Sacherschliessung im Fokus stehen werden. Und es wird Aufgabe der Bibliotheken sein, verstärkt nutzerorientierte Dienstleistungen vor Ort zu entwickeln.

Ich wurde auch schon gefragt, wie denn die Zukunft des Metakatalogs Swissbib aussieht, wenn SLSP realisiert wird. Falls SLSP so realisiert wird, wie die Vision formuliert wurde, wird es nur noch einen gemeinsamen Katalog für alle wissenschaftlichen Bibliotheken der Schweiz geben. Dieser Katalog benötigt ein nutzerfreundliches Discovery-System, das auch noch andere Quellen (Repositorien, Online-Plattformen) indexiert, durchsucht und für den Zugriff aufbereitet. Dieses Discovery-Tool soll auch spezielle Ansichten und angepasste Oberflächen bieten (in der Grafik oben als optionaler Service aufgeführt).

Swissbib bietet heute eine Normalisierung der Metadaten und deren Aufbereitung und Bereitstellung als Linked Open Data. Das scheint mir eine wichtige Aufgabe, die das neue System höchst wahrscheinlich noch nicht übernehmen wird. Ich gehe davon aus, dass sich Swissbib sowohl für die Funktion eines Discovery-Tools wie auch für den LOD-Dienst „bewerben“ kann. Denkbar wäre auch, dass sich Swissbib auf Bibliothekskataloge und andere Quellen konzentriert, die nicht ins zentrale System integriert sind.

SLSP ist ein ambitioniertes und visionäres Projekt, das zu einer tiefgreifenden Umwälzung im Schweizer Bibliothekswesen führen dürfte. Wir haben es quasi mit einem nationalen Change-Projekt zu tun. Ich finde es wichtig, dass diese potentiellen Veränderungen heute schon von den Beteiligten diskutiert werden.

Weitere Blogbeiträge mit Bezug zum Thema Zusammenarbeit und SLSP:

Neuerscheinung: Innovationsmanagement in Bibliotheken

Was lange währt… Diese Woche ist die Publikation „Innovationsmanagement in Bibliotheken“ von Birgit Inken Fingerle und mir in der Reihe Praxiswissen bei De Gruyter erschienen. Ich danke meiner Kollegin herzlich für ihren grossen Beitrag ans Gelingen dieses Unterfangens. Es war sehr bereichernd sich über unsere Vorstellungen auszutauschen und gemeinsam umzusetzen. Ich kann von mir sagen, dass ich viel gelernt habe und mein Verständnis für das Thema sich vertieft hat. Im Laufe der Arbeit auch beim parallel laufenden Projekt Innovationsmonitor (siehe dazu den Beitrag in b.i.t.online) hat sich bei mir die Erkenntnis gefestigt, dass der Schlüssel zu Innovation bei der Unternehmenskultur und somit bei den Menschen in einer Institution liegt.

Unser Dankeschön geht auch an die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bibliotheken, die ihre Fallbeispiele beigesteuert haben. Sie machen das Werk so zu einem „lebendigen“ Praxisratgeber. Ihre Fallbeispiele zeigen auch, wie unterschiedlich Innovationsmanagement in der Praxis gestaltet werden kann, beziehungsweise aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen unterschiedlich gestaltet werden muss.

Nun liegt die Publikation also vor. Wer über eine so gut ausgestattete Bibliothek wie wir an der HTW Chur verfügt, kann sie ab sofort lesen. Eine Open Access-Publikation haben wir diskutiert, doch scheiterte dies an den zu hohen Kosten, die wir Autoren zusätzlich zur investierten Arbeit (d.h. Freizeit) hätten tragen müssen. So wird nächstens immerhin ein substantielles Kapitel frei zugänglich geschaltet. Zudem gibt es Arbeitsblätter zum kostenlosen Download auf der Produktseite zum Buch. Wir hoffen also, dass unser Werk auch als kommerzielles Produkt auf Ihr Interesse stösst!

Wer daran interessiert ist, das Buch für eine Fachzeitschrift zu rezensieren, kann sich gerne an uns Autoren wenden. Auch sonst freuen wir uns über ein Feedback!


Titelseite des E-Books im Format EPUB

Kann ZB MED gerettet werden? #keepzbmed

Update: Michael Klems von Infobroker hat ein Interview zu #keepZBMED mit mir geführt und als Podcast veröffentlicht.

Nach dem ersten Schock über den Beschluss des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zu empfehlen, ZB MED nicht mehr zu unterstützen, regt sich beträchtlicher Widerstand. Offizielle Gremien haben sich bereits mit Stellungnahmen geäussert, andere bereiten solche vor. Noch ist unklar, wie die Rettung gelingen kann und wer schliesslich für eine weitere finanzielle Förderung zuständig sein wird. Die von mir lancierte offene Petition erfährt regen Zuspruch – innerhalb der ersten drei Tage haben sie bereits über 1400 Personen mit unterschiedlichstem Hintergrund und aus zahlreichen Ländern unterzeichnet. Es sind BerufspraktikerInnen, Ärztinnen und Ärzte, Forschende, Studierende, BibliothekarInnen und Privatpersonen, die die Dienstleistungen von ZB MED für ihre Arbeit oder ihr Studium dringend benötigen. Es lohnt sich, die zahllosen Kommentare in der Petition zu lesen! Als Beispiel hier der Kommentar von Gerhard Hacker:

Der Senat der WGL hat hinsichtlich der ZB MED die positive Entwicklung dieser für die überregionale Informationsversorgung so wichtigen Infrastruktureinrichtung seit der letzten Evaluierung 2012 offenkundig nicht hinreichend zur Kenntnis genommen. Dies ist um so fataler, als die aktuelle Abwicklungsentscheidung nicht nur die Einschätzung der Fachgutachter zu großen Teilen konterkariert, sondern zugleich die künftige Versorgung der relevanten Disziplinen in Medizin und Lebenswissenschaften mit relevanter Fachinformation eklatant gefährdet, zumindest aber nachhaltig verschlechtern wird, wenn eine nationale Finanzierung nicht mehr existiert. Die künftigen Aufgaben werden mit einer Abwicklung von ZB MED nicht verschwinden. Wie sie bewältigt werden sollen, scheint dem Senat der WGL zweitrangig. Die Bund-Länder-finanzierte WGL ist angesichts der föderalen Struktur der Bundesrepublik die angemessene Umgebung für zentrale Informationsdienstleistungen für Wissenschaft und Forschung. Die Abgabe dieser Verantwortung kann nicht durch tatsächliche oder vermeintliche Defizite in der bisherigen Entwicklung von ZB MED gerechtfertigt werden. Die Senatsentscheidung bedarf daher dringend einer grundlegenden Revision und Korrektur durch die für die WGL politisch Verantwortlichen.

Zum zeitlichen Ablauf ist zu sagen, dass die GWK am 24. Mai tagen wird. Mit unserer Petition und den Stellungnahmen von Organisationen wird das Land NRW bei seinen Bemühungen um eine Weiterführung von ZB MED unterstützt. Der Fokus liegt momentan darin, die Stiftung ZB MED zu erhalten. Diese wurde ja erst Ende 2013 vom Land NRW mit einem Stiftungsgesetz gegründet – auf ausdrückliche Aufforderung der Leibniz-Gemeinschaft notabene. Interessant hierbei der im Gesetz formulierte Stiftungszweck:

§ 2
Stiftungszweck

(1) Zweck der Stiftung ist die überregionale Informations- und Literaturversorgung in den Fachgebieten Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften sowie deren Grundlagenwissenschaften und Randgebieten zur Abdeckung des Bedarfs in Forschung, Lehre und Praxis. Die Stiftung hat hierbei insbesondere die Aufgabe der zielgruppenspezifischen Beschaffung, Erschließung, Archivierung und Bereitstellung von in- und ausländischer Literatur sowie von sonstigen analogen und digitalen Informationsmedien. Die Stiftung hat ferner die Aufgabe, Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich der Informationswissenschaften gerade auch zur Weiterentwicklung der Informations- und Literaturversorgung durch die Stiftung durchzuführen.

(2) Zur Erfüllung ihres Stiftungszwecks kooperiert die Stiftung mit der Universität Köln sowie der Universität Bonn. Sie arbeitet auch mit anderen Institutionen der wissenschaftlichen Forschung und Informationsvermittlung in ihren Fachgebieten zusammen.

Exakt auf diesen Stiftungszweck hin hat sich ZB MED in den letzten Jahren konsequent ausgerichtet: Umstrukturierung (inkl. Stiftungsgründung und Positionierung als Informationszentrum für Life Sciences), neue Gesamtstrategie, neue Dienstleistungen, neue Schwerpunkte. Sie hat Livivo als Suchinstrument entwickelt, Publisso als viel beachtete Publikationsplattform lanciert, sich weiter für Open Access eingesetzt, plant die Weiterentwicklung der Zeitschriftenplattform GMS in Richtung einer offenen Alternative (wofür sich schon andere LIS-Zeitschriften interessieren) und und und.

Die Besetzung des neu geschaffenen Lehrstuhls an der Universität Köln wäre übrigens auf der Zielgeraden: man hätte dieser Tage mit der Nr. 1 auf der Liste der KandidatInnen die Verhandlungen aufgenommen. Dies wurde jetzt aufgrund des negativen Entscheids der Leibniz-Gemeinschaft gestoppt.

Ich bin als Optimist überzeugt, dass die Rettung von ZB MED gelingt, wenn sich möglichst viele Menschen und Organisationen gegen die geplante Schliessung von ZB MED als überregionale Forschungsinfrastruktureinrichtung wehren. Garantien gibt es allerdings keine. Danke auch im Namen der Mitarbeitenden von ZB MED für eure Unterstützung!

 

Forschungsvorhaben Bibliotheken und digitaler Wandel (Fortsetzung)

Vor ein paar Wochen habe ich die Idee zu einem Forschungsvorhaben zum Thema Bibliotheken und digitaler Wandel hier im Blog publiziert. Was ist seither passiert, und wo stehen wir bei diesem Projektvorhaben?

Im Pad haben sich einige an der Formulierung von Fragen und Themen beteiligt, herzlichen Dank dafür! Es lohnt sich bestimmt, sich die Einträge im Pad zu lesen! Ich entnehme dieser Diskussion folgendes:

  • besonders gross ist das Interesse im Kontext der Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken.
  • einige Fragen beziehen sich eher auf die Zukunft – das möchte ich aber bewusst nicht in die Fragestellung aufnehmen. Es soll um eine Analyse des IST-Zustands gehen, damit wir von gesichertem Wissen ausgehen können. Das ist das eigentliche Ziel des Vorhabens.
  • die Fokussierung auf digitalen Wandel greift zu kurz:  es geht um den Wandel insgesamt und darum zu zeigen, ob und wenn ja, wie sich die Bibliothekswelt in den letzten Jahren verändert hat. Es wird wichtig sein, diesen offenen und kritischen Blick zu wahren. Man kann natürlich Thesen und Hypothesen im Vorfeld formulieren, aber wir müssen offen sein für neue Erkenntnisse, auch wenn sie eventuell nicht unserem Interesse entsprechen. Wir haben gerade bei unserer Analyse der St. Galler Schulbibliotheken gesehen, wie wichtig dieses offene und unvoreingenommene Herangehen ist.
  • es lassen sich verschiedene Methoden kombinieren.
  • es gibt bestimmt Vorarbeiten, einzelne Studien und Berichte, die ausgewertet werden können, bzw. müssen.

Verschiedene Personen und Organisationen haben ihr Interesse an einer solchen Studie angemeldet: die Verbände DBV und BIS als mögliche Auftraggeber und Forschende aus Fachhochschulen als mögliche Forschungspartner.

Nächste Schritte:

Sammlung von Berichten und Analysen zum Thema

Ich habe dafür eine Zotero-Gruppe eingerichtet, in der Beiträge zum Thema Wandel in Bibliotheken gesammelt werden sollen. Es sind alle eingeladen, sich daran zu beteiligen. Just do it!

Publikation von Erfahrungsberichten

Ich möchte PraktikerInnen einladen, über die Erfahrungen in ihren Bibliotheken zu berichten und diese in der Informationspraxis zu veröffentlichen. Gefragt sind Beiträge zu neuen Strategien, zu Aktivitäten, neuen Dienstleistungen usw. Wir haben in der Informationspraxis verschiedene Rubriken, die sich gerade auch für Berichte aus der Praxis eignen. Natürlich sind auch Fachartikel willkommen.

Skizze des Forschungsvorhabens

Die im Pad erfassten Forschungsfragen sind noch nicht wirklich operationalisierbar. Ich werde mit interessierten Forschungspartnern diese Fragen konkretisieren und ein mögliches Vorgehen skizzieren. Mit dieser Projektskizze werden wir an die Verbände gelangen, um Möglichkeiten der Finanzierung zu klären. Auch hier ist Kreativität gefragt…

Das Thema bietet sich geradezu an, um die engagierte Community miteinzubeziehen. Mir schwebt ein Crowdsourcing-Ansatz vor, mit dem wir viele freiwillige ForscherInnen einbeziehen, die sich an der Forschungsarbeit beteiligen. Denkbar wäre, dass wir einen Leitfaden für Case Studies entwicklen, die dann vor Ort durch Freiwillige ausgeführt werden.

Mitmachen!

Wer sich in irgendeiner Form am Projekt beteiligen möchte, kann sich bei mir melden. Denkbar ist die aktive Mitarbeit bei der Literaturanalyse, bei der Formulierung der Projektskizze, bei der Publikation von Erfahrungsberichten und dann natürlich bei der Datenerhebung.

Ich sichere zu, dass jeder Beitrag entsprechend gewürdigt und in allfälligen Publikationen erwähnt werden wird.

 

Bibliotheken und digitaler Wandel – Skizze für ein Forschungsprogramm

Teil 2: Skizze für ein Forschungsvorhaben

Ich werfe hier eine erste Skizze in die Runde für ein umfassendes Forschungsvorhaben. Ich finde, wir sollten die Grundlagen für eine seriöse wissenschaftliche Debatte schaffen.

Wie begegnen Bibliotheken dem digitalen Wandel? Wo stehen Bibliotheken angesichts sich verändernder Nutzeranforderungen und einem sich dynamisch entwickelnden Umfeld? Welche Massnahmen treffen Bibliotheken, um sich diesen Veränderungen anzupassen oder sie gar zu antizipieren? Wie sieht der Medienwandel in den einzelnen Bibliotheken aus? Weshalb nehmen Ausleih- und Besucherzahlen in bestimmten Bibliotheken zu und in anderen ab? Welche Strategien sind erfolgreich? Welche neuen Aufgabengebiete haben sich Bibliotheken erschlossen? Welche Dienstleistungen bieten Bibliotheken an, und wie werden sie von den NutzerInnen beansprucht? Welche Veränderungen gibt es intern? Welche Kooperationen gibt es? Weiterlesen „Bibliotheken und digitaler Wandel – Skizze für ein Forschungsprogramm“

Bibliotheken und digitaler Wandel – einige Fakten

Bibliotheken und digitaler Wandel (Teil 1) – einige Fakten

Die aktuelle Debatte zeigt, dass wir als Bibliothekscommunity und als Bibliothekswissenschaft schlecht aufgestellt sind. Wir haben Mühe, gegen offensichtlich falsche Äusserungen und plumpe Vorurteile zum aktuellen Stand des digitalen Wandels in Bibliotheken fundiert und sachlich zu argumentieren. Meine Aussagen sind bestimmt näher an der Wirklichkeit (finde ich…), aber eine wissenschaftlich überzeugende Argumentation sieht doch anders aus. Eigentlich müsste ich doch Fakten abrufen können, Studien zitieren können, die unmissverständlich solch absurde Behauptungen widerlegen würden. Aber ich kann nur einige Beispiele zitieren, die ein deutlich anderes Bild zeichnen. Die belegen, dass sich die Bibliothekslandschaft in Bewegung befindet, die zeigen, dass die Community die Probleme erkannt und die Herausforderungen angenommen haben. Weiterlesen „Bibliotheken und digitaler Wandel – einige Fakten“

Bibliotheksbranche im Umbruch und in Aufruhr

Für die aktuelle Debatte um Bibliotheken und Internet habe ich eine Stellungnahme in knapp 4000 Zeichen für die NZZ verfasst. Auch dies ist also nur eine oberflächliche Zusammenfassung. Noch dies zur Einordnung der für Schweizer Verhältnisse doch heftigen Reaktion auf die Äusserungen von Rafael Ball in der NZZ am Sonntag: die Kombination von ETH und NZZ birgt einige Sprengkraft: beide Institutionen stehen für seriöse Information und haben einen guten Ruf. Und ein Direktor der ETH-Bibliothek muss es doch wissen, oder? Wenn diese angebliche Fachperson dann in einer breiten Öffentlichkeit ein überholtes Bild vermittelt (Bibliotheken als Bücherspeicher), dann  läuten die Alarmglocken: was, wenn diese Argumente in Budgetdebatten auf den Tisch kommen? Hier also der kurze Text: Weiterlesen „Bibliotheksbranche im Umbruch und in Aufruhr“