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In den vergangenen Wochen habe ich mich recht intensiv mit E-Books befasst. Ursprünglich haben mich E-Books als Medium interessiert, das auf E-Readern und Tablets gelesen werden kann – oder auch nicht. Mittlerweile steht das Medium selber im Fokus. E-Books haben meiner Ansicht nach ein grosses Potential, das heute bei weitem noch nicht ausgeschöpft wird. Ich habe im Beitrag über E-Books als Katalysator für Veränderungsprozesse in Bibliotheken einige Gedanken geäussert, welchen Einfluss E-Books auf Geschäftsprozesse und Aufgaben von Bibliotheken haben können.
Doch es geht noch weiter. Mehrere wichtige aktuelle Trends aus dem Hochschulumfeld finden sich im Thema E-Books wieder: die Selbstproduktion digitaler Lehrbücher, die Publikation unter Open Access, E-Books als multimediale und interaktive Medien im E-Learning, die Bereitstellung von Inhalten zur mobilen Nutzung und noch mehr…
Das neue Format EPUB 3 öffnet verschiedene Türen. Momentan haben wir es bei den E-Books noch weitgehend mit einer elektronischen Version des gedruckten Buches zu tun. Wie bei früheren Entwicklungsschüben bildet das neue Medium E-Book zunächst einmal das alte Medium gedrucktes Buch ab. Dafür ist das Format PDF (als PostScript-Datei) wunderbar geeignet, da es ja der Druckausgabe eines auf dem Computer generierten Dokuments entspricht. Layout, Schrift, Zeilen- und Seitenumbruch entsprechen vollkommen dem zum Printer geschickten Dokument. Das Format EPUB hat in seiner ursprünglichen Form schon einige Elemente aufgeweicht: so geht der ursprüngliche Zeilen- und Seitenumbruch verloren, das Layout passt sich dem darstellenden Gerät an – genauso wie Webseiten im Browser. Gegenüber dem gedruckten Buch verändern sich die Seitenzahlen, wodurch die wissenschaftliche Zitierung im herkömmlichen Stil erschwert wird. Und durch die Möglichkeit, auch Videos und Töne in ein Dokument zu integrieren, bewegte es sich schon etwas weiter vom gedruckten Pendant weg. Doch das war nur der Anfang.
Das Format EPUB 3 bildet nun die Ausgangslage für eine Emanzipation des E-Books vom gedruckten Buch. Technisch gesehen ähnelt ein E-Book im EPUB-Format einer Website. EPUB 3 besteht aus zusammengepackten Dateien im Format HTML5, aus Mediendateien wie Rastergrafiken (z.B. im Format JPEG), Video oder Ton. Vektorgrafiken im Format SVG können interaktive Elemente enthalten. Interaktion kann optional auch mit Javascript programmiert werden, was ebenfalls aktueller Webtechnologie entspricht. Diese Technologien können dazu eingesetzt werden, um E-Books im EPUB 3-Format mit interaktiven Elementen auszustatten, wie wir sie aus dem Web bereits kennen. Lehrbücher lassen sich mit Prüfungs- oder Kontrollfragen ergänzen. Lernkontrollen können also im E-Book direkt erfolgen. Man kann Grafiken so gestalten, dass sie beim Anklicken oder bei Berührung via Touchscreen verändert werden. Dreidimensionale Objekte können gedreht werden und vieles mehr. Multimedia-Inhalte wie Videos oder Sound lassen sich integrieren und abspielen. Dies alles sind reine Funktionen des Formats EPUB 3, die von geeigneten Programmen (sprich: Apps) auf PCs oder Tablets abgerufen werden können. Aktuell sind es noch nicht viele Geräte und Programme, doch dies wird sich bald ändern.
Technisch bieten sich somit zahlreiche Möglichkeiten. Nun stellt sich die Herausforderung, diese Funktionen sinnvoll in E-Books zu integrieren. Es ist genau die gleiche Fragestellung wie sie auch im Bereich E-Learning die letzten Jahre diskutiert wurde. Entsprechend sind die Lösungsansätze auch hier zu suchen. Technische Machbarkeit alleine genügt nicht. Es müssen didaktische und pädagogische Konzepte entwickelt werden, wie diese vielfältigen Funktionen sinnvoll in neue Medien integriert werden können. Aus dem E-Learning liegt hier ein reicher Erfahrungsschatz vor.
Doch überschneiden sich jetzt die Produktion von Lehrinhalten mit der Publikation von Forschungsergebnissen. Es drängt sich also eine Zusammenarbeit der E-Learning-Stellen mit den Hochschulbibliotheken auf. Letztere sind für die Publikation der an der Hochschule selbst produzierten E-Books unter Open Access verantwortlich. Als neue Aufgaben könnten die Beratung von Hochschulangehörigen beim Produzieren der E-Books sowie die Bereitstellung einer entsprechenden Publikationsplattform – etwa im Sinne eines erweiterten Dokumentenservers – zum Portfolio der Bibliothek hinzu kommen. Die Beschreibung der E-Books mit geeigneten Metadaten wäre eine Erweiterung des bisherigen Bibliotheksauftrags.
Wir befinden uns an einem spannenden Punkt, an dem wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden. Verlage, Buchhändler, Hochschulen und Bibliotheken müssen ihre Rollen neu definieren, wollen sie weiterhin eine Rolle im Bereich des elektronischen Publizierens spielen. Wer sich nicht bewegt, hat in diesem Spiel schlechte Karten. Und ich sehe eine zunehmende Bedeutung der Kooperation innerhalb der Hochschulen, um unterschiedliches Know-how gemeinsam zur Produktion und Publikation multimedialer, interaktiver und offener E-Books zu nutzen.
Sorry, this post is in German first – but I’ll try to translate it as soon as possible…
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