Zur angekündigten Schliessung des Fachbereichs Informationswissenschaft an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf möchte ich persönlich Stellung nehmen. Leider ist die Zeit etwas knapp, um ein offizielle Stellungnahme von Gremien, in denen ich tätig bin, einzuholen. Aber ich bin mir sicher, dass meine (Schweizer) Kolleginnen und Kollegen im BIS (Bibliothek Information Schweiz), am Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft an der HTW Chur oder die MitherausgeberInnen der Zeitschrift Informationspraxis meinem Protest gegen diese Schliessung zustimmen. Hintergründe zur Schliessung und einen schönen Kommentar der KollegInnen der LIBREAS gibt es hier.
In der Schweiz gibt es keine Informationswissenschaft auf universitärer Stufe. Nur an den beiden Fachhochschulen in Chur und Genf wird Informationswissenschaft betrieben. Das mag für die kleine Schweiz in Ordnung sein, aber ohne eine universitäre Informationswissenschaft fehlen uns eindeutig wichtige Grundlagen. Wir können an einer Fachhochschule BerufspraktikerInnen ausbilden, das ist wichtig. Wir können angewandte Forschung betreiben, was zwar nicht einfach ist, aber für die Praxis ebenfalls wichtig. Nur genügt dies nicht. Wir brauchen weiterführende Studiengänge, wir brauchen wissenschaftlich ausgebildete Information Professionals und wir brauchen auch in Zukunft promovierte WissenschaftlerInnen, die unser Fach vorantreiben können. AbsolventInnen aus Düsseldorf haben an vielen Orten gezeigt, wie wichtig diese akademische Ausbildung ist.
Sie ist aber nicht nur für die Information Science als Wissenschaft von grosser Bedeutung, sondern auch für die Berufspraxis. Ohne Grundlagenforschung leben wir quasi von der Hand in den Mund. Wir können in der angewandten Forschung leider nicht so sehr in die Tiefe gehen, wie wir das gerne würden. Die Grundlagen sind aber auch für die Weiterentwicklung der Informationseinrichtungen zentral. Ohne dieses Fundament verpassen Bibliotheken, Informationsdienstleister und Firmen in diesem Bereich wichtige Entwicklungen. Für heutige Bedürfnisse (Stichwort Industrie 4.0) mögen angewandte Forschung und praktische Ausbildung genügen, wenn wir etwas in die Zukunft denken, dann wird klar, dass wir ohne „richtige“ Wissenschaft die zentralen Fragen nicht erkennen – und folglich auch keine Antworten haben werden.
In diesem Sinne protestiere ich ganz persönlich, aber im Bewusstsein, dass ich eine grosse Community vertrete, gegen die geplante Schliessung. Für einen Papierbrief ans Dekanat der HHU reicht es leider nicht mehr.