Ergebnisse einer Umfrage zur Weiterbildung im Bereich Medizinbibliotheken

In JEAHIL (Journal of the European Association for Health Information and Libraries) ist ein Beitrag von mir (auf Englisch) mit den Ergebnissen einer Umfrage zum Bedarf an Weiterbildung im Bereich von Medizinbibliotheken erschienen. Ich möchte hier einige wichtige Ergebnisse zusammenfassen und gleichzeitig die Grafiken in etwas besser lesbarer Qualität veröffentlichen.

  • Mumenthaler, Rudolf: Results of the survey on further education for medical librarians. In: Journal of EAHIL 2017; Vol. 13 (1): p.4-9 (Link, PDF)

Wir haben auch die Daten der Erhebung publiziert – herzlichen Dank an dieser Stelle an Ekaterina Vardanyan, die mich bei der Umfrage und der Auswertung sehr unterstützt hat! Und ebenfalls herzlichen Dank an Betsy Anagnostelis für die Mitwirkung und Gerhard Bissels für die Initiative, Unterstützung und für die Mitwirkung bei der Gestaltung der Umfrage.

  • Mumenthaler, Rudolf & Vardanyan, Ekaterina (2017): Survey on medical librarians [Data set]. Journal of the European Association for Health Information and Libraries. Zenodo. http://doi.org/10.5281/zenodo.293844

Die Ausgangslage mit den Fragestellungen zur Erhebung wurde in einem früheren Beitrag beschrieben:

  • Mumenthaler, Rudolf: Do medical librarians need a specialist degree program? In: Journal of EAHIL 2016; Vol. 12 (4): 23-26. (Article)

Besonders bemerkenswert finde ich den Vergleich der Skills, die im Berufsalltag wichtig sind, mit jenen, für die man einen grösseren Bedarf an Weiterbildung sieht. Bei den im Alltag wichtigen Skills schwingen die spezifischen Fähigkeiten im Bereich Umgang mit medizinischer Information obenaus. Eigentlich gingen wir vor der Umfrage davon aus, dass genau bei diesen auch der höchste Ausbildungsbedarf bestehen würde. Doch die Ergebnisse zeigen, dass der Bedarf eher bei den allgemeinen Themen aus der bibliothekarischen Arbeit gesehen wird. Offenbar hat man sich in den spezifischen Themen während der Arbeit – vermutlich selbst – weitergebildet. Nachholbedarf sieht man dafür eher bei Themen, die insgesamt in der Community diskutiert werden, aber für die man im beruflichen Alltag keine Zeit findet. In den folgenden Grafiken haben wir nur die Bewertungen von wichtig bis sehr wichtig berücksichtigt

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Fig. 5. Importance of skills for work.
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Fig. 6. Important topics for further education

Zur Umfrage muss noch gesagt werden, dass die nicht-englischsprachigen Länder klar untervertreten sind – ausser der Schweiz. Dadurch ist zum Beispiel nicht klar, wie hoch die Bereitschaft wirklich wäre, an einem Programm teilzunehmen, das nicht in der Landessprache angeboten würde.

Und hier die weiteren Grafiken, die im Text verwendet wurden:

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Fig.1. Degrees in LIS and other fields
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Fig. 2. Comparison of degrees in LIS and other fields
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Fig. 3. Countries of location of participants in the survey.
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Fig. 4. Preferred foreign language
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Fig. 7. Form of educational programs.
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Fig. 8. Preferred course delivery format.
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Fig. 9. Readiness to pay for a MAS.

Schlussfolgerungen

Man kann sagen, dass allgemein ein substantieller Bedarf an Weiterbildung in Wissenschaftlichen Bibliotheken besteht. Die Resultate der Umfrage bei medizinischen Bibliothekarinnen hat gezeigt, dass der Bedarf nach Weiterbildung in allgemeinen bibliothekswissenschaftlichen Themenbereichen höher ist als in den spezifischen Bereichen wie Evidence Based Medicine. Das bedeutet für ein mögliches Angebot, dass es sich primär an wissenschaftliche BibliothekarInnen richtet, das auch von medizinischen BibliothekarInnen besucht werden kann. Die UmfrageteilnehmerInnen haben klar zum Ausdruck gebracht, dass sie kleinere standardisierte Online-Module bevorzugen mit einem Diplom oder Zeugnis als Abschluss. Und diese Module sollten in Englisch angeboten werden und nicht zu teuer sein. Inhaltlich sollten aktuelle bibliothekswissenschaftliche Themen im Vordergrund stehen, wie zum Beispiel Wissensmanagement, wissenschaftliches Publizieren, elektronische Ressourcen, Marketing und Service-Entwicklung. Zusätzliche spezifische Themen im Kontext von EBM sind willkommen aber weniger wichtig. Und klar wurde auch, dass ein Anbieter aus der Schweiz für ein solches Weiterbildungsprogramm kaum in Frage kommt – angesichts der maximalen Preise, die man dafür zu zahlen bereit ist.

Diese Aussage aus der Studie decken sich mit Beobachtungen allgemeiner Art: Diese Form der Weiterbildung – kleinere Module mit vielleicht einer Woche Aufwand zu spezifischen aktuellen Themen im Kontext der Digitalisierung oder auch der Forschungsunterstützung, die mit einem Zertifikat abgeschlossen werden – entspricht dem Bedürfnis vieler Bibliothekarinnen und Bibliothekare.

Autor: mrudolf

Director of University Library Zurich, former Director of State and University Library Lucerne (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern), former Professor for Library Science at HTW Chur (university of applied sciences), co-editor of Informationspraxis, co-principal investigator of the Horizon Report Library Edition, blogging on library topics - and also on mindful living (in German as Männerherz)

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