Bibliotheken und Stadtentwicklung: Artikel im SAB-Info

Mit freundlicher Genehmigung durch die Herausgeber der SAB-Info, der Zeitschrift der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken, die ausschliesslich gedruckt erscheint, veröffentlichen wir hier den in Heft 1/2015 erschienenen Beitrag im Wortlaut.

Karsten Schuldt, Rudolf Mumenthaler (2015): Bibliotheken und Stadtentwicklung – Internationaler Workshop an der HTW Chur startet Forschungszusammenarbeit. In SAB/CLP Info 36 (1), S.26-27.

Bibliotheken und Stadtentwicklung

Internationaler Workshop an der HTW Chur startet Forschungszusammenarbeit

Mitglieder des interdisziplinären europäischen Network on Libraries in Urban Space diskutierten aktuelle Forschungsfragen und künftige Projekte im Kontext Öffentlicher Bibliotheken im städtischen Raum.

Alle Städte in Europa, nicht nur die Metropolen, verändern sich beständig. Öffentliche Bibliotheken spielen bei diesen Veränderungen eine Rolle, gleichzeitig wirken diese auf sie zurück. Es werden immer wieder Bibliotheken neu- oder umgebaut, die eine stadtplanerische Aufgabe übernehmen sollen. Oft sollen sie Zentren für neue urbane Gemeinschaften darstellen und zur lokalen Identitätsbildung beitragen. Zunehmend werden Bibliotheken als offene Räume gestaltet, um auf die Mannigfaltigkeit der Anforderungen an sie zu reagieren. Damit einher geht eine Veränderung in der bibliothekarischen Programmarbeit.

Forschende aus verschiedenen Disziplinen – allen voran der Bibliothekswissenschaft, Soziologie, Architektur und Stadtplanung – haben ein Interesse an der Frage entwickelt, was genau diese Bibliotheken tun, wie sie wirken und wirken sollen. Anfang 2014 gründete sich auf Initiative aus zwei Departements der HTW Chur (Information und Bau) ein Netzwerk von Forschenden aus der Schweiz, Skandinavien, den Beneluxstaaten und Deutschland. Ziel des Network on Libraries in Urban Space (NLUS) ist es, gemeinsam und aus unterschiedlichen Blickwinkeln die aufkommenden Fragen zu bearbeiten. Dazu werden Forschungsprojekte von einzelnen Mitgliedern als auch des gesamten Netzwerks angestrebt. Im Vordergrund steht eine theoriebasierte Forschungspraxis. Das Netzwerk wird vor allem nach den tatsächlichen Funktionen von Bibliotheken fragen. Die aus dieser Tätigkeit entstehenden Modelle werden die bibliothekarische Praxis besser informieren können als reine Best Practice Beispiele, da sie Erklärungen für das Gelingen oder Nicht-Gelingen von Planungen liefern können.

Vom 11. bis zum 14. November 2014 trafen sich die Mitglieder des Netzwerks an der HTW Chur zu einem ersten gemeinsamen Workshop, der vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wurde. Forschende aus Norwegen, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz informierten sich gegenseitig über die schon geleistete Forschung und die anstehenden Projekte, diskutierten Forschungsfragen und legten einen Arbeitsplan für die nächsten Monate fest. In drei Arbeitsgruppen wird das Netzwerk nun versuchen, gemeinsam interdisziplinäre Fragestellungen zu den Themen Identität Öffentlicher Bibliotheken, Öffentliche Bibliotheken in lebenswerten Gemeinschaften (livable communities) und zur Wirkung Öffentlicher Bibliotheken zu entwickeln. Sichtbar wurde auf dem Workshop, dass der wahrgenommenen Identität von Städten und Stadtteilen eine wichtige Bedeutung für die Wirkung Öffentlicher Bibliotheken zukommt. Ebenso wurde klar, dass die Wirkung von Bibliotheken nur zum Teil in einfachen Modellen und Zahlen zu fassen ist, sondern in komplexeren Untersuchungen bestimmt werden muss. Als allgemein akzeptierte Diskussionsgrundlage erwiesen sich ein an der Royal School of Library Science in Kopenhagen anhand von dänischen Bibliotheken entwickeltes Modell von vier Hauptfunktionen und damit einhergehend vier Aufgaben des Raumes in modernen Bibliotheken („Four Spaces“).

Workshop Public Libraries and the City (Foto: Rudolf Mumenthaler)

Neben den möglichen gemeinsamen Forschungsprojekten werden auch kleinere Projekte auf nationaler Ebene angestrebt. Die HTW Chur wird entsprechend studentische und eigene Forschungsprojekte im skizzierten thematischen Schwerpunkt verfolgen. Dafür ist sie, unter Vorbehalt der Finanzierung, an der Zusammenarbeit mit Öffentlichen Bibliotheken der Schweiz interessiert.

Der zweite Workshop des Netzwerks wird im Sommer 2015 in Oslo stattfinden. Informationen zum Netzwerk und die Präsentationen des ersten Workshops sind in Englisch auf www.nlus.eu zu finden.

Dr. Karsten Schuldt / Prof. Rudolf Mumenthaler (HTW Chur)

Autor: mrudolf

Director of State and University Library Lucerne (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern), former Professor for Library Science at HTW Chur (university of applied sciences), co-editor of Informationspraxis, co-principal investigator of the Horizon Report Library Edition, blogging on library topics - and also on mindful living (in German as Männerherz)

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