Trend und Herausforderung für Bibliotheken #9: mobile Inhalte und Barrierefreiheit

Das Thema Bereitstellung mobiler Inhalte hat es 2014 nochmals in die wichtigsten kurzfristigen Trends des Horizon Reports geschafft. Mittlerweile setze ich das Thema als bekannt und umgesetzt voraus, jedenfalls was die Anpassung der Websites an die vorwiegend mobile Internetnutzung betrifft. Websites müssen heute selbstverständlich mobilfreundlich sein und in responsive Design gestaltet werden, das Motto lautet sogar „mobile first“. In diesen Kontext gehört für mich auf die Barrierefreiheit von Bibliotheksangeboten.Als Beispiel sei hier das Wissensportal der ETH-Bibliothek genannt, dessen Redesign im Blog der ETH-Bibliothek beschrieben worden ist. ETH-Bibliothek (2014): Responsives Design und mehr – Barrierefreiheit für das Wissensportal.

PIktogramme Barrierefreiheit
PIktogramme Barrierefreiheit

Piktogramme von anatom5 GmbH und NatKo e.V., veröffentlicht unter CC-Lizenz

Nachholbedarf sehe ich allerdings immer noch bei den elektronischen Angeboten, den Plattformen für E-Ressourcen und bei den elektronischen Dokumenten. Oft ist schon bei den Plattformen Schluss mit mobilfreundlich, bei den Dokumenten gibt es wenige löbliche Ausnahmen. Die Regel ist immer noch der Zeitschriftenartikel oder das Buchkapitel als PDF-Dokument, meist ohne integrierte Metadaten und mobil kaum lesbar. Bibliotheken sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen und ihre eigenen Publikationen oder die Veröffentlichungen der eigenen Hochschule auch im Format EPUB anbieten. Hier sehe ich für Bibliotheken die Chance, beim E-Publishing eine Vorreiterrolle zu spielen und gleichzeitig mit dem offenen Zugang auch nutzerfreundliche Formate für die mobile Nutzung anzubieten. Zudem kann auch die Vermittlung von mobilen Arbeitstechniken und die Integration mobiler Geräte in ein persönliche Arbeitsumgebung zur Aufgabe von Bibliotheken werden. Geeignete Tools zum mobilen Arbeiten mit elektronischen Ressourcen können empfohlen oder entsprechende Arbeitsmethoden vermittelt werden.

Neu rückt für mich die Barrierefreiheit von Bibliotheksangeboten in den Vordergrund: Trotz entsprechender gesetzlicher Grundlagen bleibt der barrierefreie Zugang zu elektronischen Angeboten noch oft eine nicht erfüllte Forderung. Bibliotheken sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen und die Vorgaben für ihre Websites und ihre Digitalen Bibliotheken umsetzen. Im Bereich der Kataloge und der E-Journals und E-Books bleibt noch viel zu tun. Vgl. dazu Baudisch, Susanne; Dittmer, Elke; Kahlisch, Thomas (2015): Barrierefreiheit zur Routine machen – Praxisfall Digitale Bibliothek. In: Informationspraxis 1 (2015) No.1, S. 1–43. http://dx.doi.org/10.11588/ip.2015.1.16888. Die erfreuliche Erkenntnis aus den guten Praxisbeispielen: mobilfreundliche und barrierefreie Angebote sind auch für die „normale“ Nutzung attraktiv.

Autor: mrudolf

Director of University Library Zurich, former Director of State and University Library Lucerne (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern), former Professor for Library Science at HTW Chur (university of applied sciences), co-editor of Informationspraxis, co-principal investigator of the Horizon Report Library Edition, blogging on library topics - and also on mindful living (in German as Männerherz)

2 Kommentare zu „Trend und Herausforderung für Bibliotheken #9: mobile Inhalte und Barrierefreiheit“

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