Trends und Herausforderungen für Bibliotheken #14: Fazit

Bibliotheken stehen in einem sehr dynamischen Umfeld und müssen sich ständig wandeln und weiterentwickeln. Es gilt, neue Technologien zu prüfen und gegebenenfalls zu adaptieren. Das heisst, dass neue Entwicklungen beobachtet werden müssen und auf ihre Anwendbarkeit in der jeweiligen Bibliothek – vor dem Hintergrund ihres Auftrags, ihrer Strategie, den Bedürfnissen ihrer Zielgruppen etc. – geprüft werden müssen. Nicht alle Trendthemen müssen übernommen werden, aber man sollte sich mit ihnen auseinandergesetzt haben und sich bewusst für oder gegen ihren Einsatz in der Bibliothek entscheiden. Diese Aufgaben fasse ich unter dem Begriff Innovationsmanagement zusammen. Wobei weniger wichtig ist, in welcher Form und wie strukturiert man diese Aufgabe angeht, sondern darum, dass man bereit ist sich auf Neues einzulassen und dafür die geeignete Form findet. Eine Form, die vor allem einen Rahmen gibt, damit sich Mitarbeitende und NutzerInnen in diesen Prozess einbringen können. Als Fazit der bisherigen Ausführungen möchte ich sagen, dass Freiräume, Experimentieren, spielerischer Umgang mit neuen Technologien und der Fokus auf die sich wandelnden Bedürfnisse der NutzerInnen die entscheidenden Faktoren sind.

Die Herausforderungen stellen sich nicht nur im Kontext neuer Technologien und neuer Dienstleistungen. Auch die Strukturen und Prozesse müssen überprüft, optimiert und höchst wahrscheinlich verändert werden. Der oben genannte spielerisch-innovative Umgang mit Neuerungen wird in starren Strukturen und Hierarchien nicht möglich sein. Gut ausgebildetes Personal kann sein Potential nicht entfalten, wenn der Rahmen zu eng ist. Die Partizipation von Mitarbeitenden und NutzerInne und eine Beta-Kultur, die Ausprobieren und Fehlermachen zulässt sind wichtige Beiträge zu einer neuen Unternehmenskultur. Das Ziel dieser Veränderungen ist schliesslich eine lernende Organisation, die sich stets weiterentwickelt oder gar neu erfinden kann.

Dies gilt auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken oder Institutionen. Gewisse Herausforderungen kann eine einzelne Bibliothek nicht alleine bewältigen, und die technische Entwicklung bereitet den Weg für weitergehende Aufgabenteilung und Kooperation. Dadurch wird sich die Arbeit in den einzelnen Bibliotheken radikal verändern, was wiederum den oben beschriebenen Change bedingt. Schliesslich gilt auch für die einzelnen Mitarbeitenden, was hier zu den Bibliotheken als Institutionen gesagt wurde: auch sie dürfen sich ständig weiterentwickeln. Ich sage hier bewusst „dürfen“, weil diese Weiterentwicklung nebst Unsicherheit auch eine grosse Chance für die einzelnen Mitarbeitenden beinhaltet. Und dies wiederum stellt die Aus- und Weiterbildungsstätten für bibliothekarisches Fachpersonal vor neue Herausforderungen. Die Hochschulen sind aufgefordert, ihren Studierenden jene Kompetenzen und jenes Fachwissen zu vermitteln, die sie im Berufsalltag befähigen, die Veränderungen mitzugestalten. Diesem Anspruch haben wir an der HTW Chur im Bachelor Information Science (www.informationswissenschaft.ch)  mit einer gründlichen Reform des Curriculums zu entsprechen versucht. Dazu ist ein Beitrag in der Informationspraxis von unserem Studienleiter und mir unterwegs…

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Teamarbeit: Studierende der Informationswissenschaft in der Bauwerkstatt der HTW Chur. Foto: Rudolf Mumenthaler

Das Bild illustriert verschiedene Aspekte des oben Gesagten: neue Anforderungen bedingen neue Zugänge und Methoden. Studierende der Informationswissenschaft arbeiten mit einem Architekturdozenten zusammen (Interdisziplinarität), bauen ein Modell zur Visualisierung eines Konzepts für einen Bibliotheksbau und arbeiten dabei eng im Team zusammen. Flexibilität, Offenheit für Neues, Arbeiten in interdisziplinären Teams, Kreativität – dies alles sind Anforderungen an Bibliothekarinnen und Bibliothekare von morgen. Packen wirs an!

und hier geht es zum Start der Beitragsreihe…

Autor: mrudolf

Director of University Library Zurich, former Director of State and University Library Lucerne (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern), former Professor for Library Science at HTW Chur (university of applied sciences), co-editor of Informationspraxis, co-principal investigator of the Horizon Report Library Edition, blogging on library topics - and also on mindful living (in German as Männerherz)

2 Kommentare zu „Trends und Herausforderungen für Bibliotheken #14: Fazit“

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